Rechenschwäche

Kennen Sie das bei Ihrem Kind?

beim Üben

  • Übungsnachmittage mit Mathematikaufgaben, die in Streit und Ärger enden.
  • Trotz ausführlichen Übens scheint Ihr Kind nach kurzer Zeit alles wieder vergessen zu haben.
  • Ihr Kind löst Mathematikaufgaben zählend und benutzt offen oder verdeckt Zählhilfen (Finger, Jackenknöpfe etc.). Dabei „verrechnet“ es sich häufig um eins.
  • Ziffern und Zahlen werden verdreht (z.B. 34 wird als dreiundvierzig gelesen).
  • Nach dem Lösen von z.B. 7+8 muss die Aufgabe 7+9 neu gerechnet werden.
  • Ihr Kind schreibt Zahlen lautgetreu, statt die Stellenzuordnung einzuhalten (z.B. zweihundertzwanzig: 20020).
  • Es gibt Probleme beim Zehnerübergang.
  • Der mathematische Gehalt von Sachaufgaben kann nicht erschlossen werden.

im Alltag

  • kleine Mengen (z.B. wenige auf dem Tisch liegende Murmeln) können von Ihrem Kind nicht spontan erfasst werden.
  • Die Menge des Orangensaftes ändert sich vermeintlich, wenn er in ein schmaleres, aber dafür höheres Glas umgeschüttet wird.
  • Es ist schwer zu akzeptieren, dass 100 Cent-Stücke den gleichen Wert haben wie ein 1-Euro-Stück.
  • Das Vergleichen und Ordnen von Gegenständen nach Kriterien wie größer – kleiner, höher – niedriger, mehr – weniger fällt schwer.
  • Ihr Kind kann Formen unabhängig ihrer Größe und Farbe nur schwer erkennen und zuordnen (z.B. das Dreieck eines Bauklotzes oder eines Dachgiebels).
  • Die zeitliche und räumliche Orientierung fällt schwer. Ihr Kind hat Schwierigkeiten, Begriffe wie hoch, eng, viel, wenig, doppelt, halb, weit, nah, langsam, schnell zu erfassen.
  • Das Lesen von grafischen Darstellungen wie Diagrammen oder Landkarten fällt schwer.
  • Es soll jedoch betont werden, dass der eine oder andere Punkt auf jedes Kind zutreffen kann.

Dies ist noch kein Befund für das Vorliegen einer Rechenschwäche. Erst bei Zutreffen von vielen Symptomen ist eine weitergehende Diagnostik empfehlenswert. Wenden Sie sich bei Verdacht auf Vorliegen einer Rechenschwäche an die Lernpraxis. Beantworten Sie, um sich ein erstes genaueres Bild zu machen, den Testfragebogen.

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Was ist Rechenschwäche?

Fehlender Zahlbegriff
Von Rechenschwäche betroffene Kinder haben keine Vorstellungen davon, was Zahlen und Mengen bedeuten. Zahlen sind für sie Symbole ohne Inhalt, mit denen man im Mathematikunterricht geheimnisvolle Dinge anstellen muss. Der innere Zusammenhang der Zahlen und Grundrechenarten bleibt im Dunklen. Rechenaufgaben werden lediglich als mechanische Handlungsanweisungen und ohne tieferes Verständnis ausgeführt. Sind diese Grundlagen mathematischen Denkens nicht vorhanden, können weitere, darauf aufbauende Inhalte des Mathematikunterrichts nicht erschlossen werden. Um dieses Defizit auszugleichen, haben von Re­chenschwäche betroffene Kinder ganz eigene Strategien („Tricks“) entwickelt, mit denen sie den Matheaufgaben eine zeitlang halbwegs beikommen können. Oft vollbringen sie dabei enorme Konzentrations- und Gedächtnisleistungen.

Kinder mit Rechenschwäche sind weder dumm noch faul!
Rechenschwäche ist eine Teilleistungsschwäche. Es handelt es sich nicht um einen Mangel an Intelligenz, an Begabung oder gar um eine Krankheit. Genauso wenig hat die betroffene Person eine generell mangelnde Fähigkeit zum logischen Denken. Es handelt sich vielmehr um eine eng umgrenzte mangelnde Fähigkeit im mathematischen Lernen, bei der die mathematische Fähigkeiten hinter den in allen anderen Bereichen des Lernens erbrachten Leistungen auffällig zurückbleiben.

Einfaches Üben des Schulstoffes hilft nicht.
Normales Üben des Schulstoffes hilft nicht, sondern führt im Gegenteil tiefer in die Sackgasse, indem es die falschen Rechenstrategien perfektioniert. Anfangs werden Kinder die Rechenschwäche mit ihren Rechenstrategien und hohem Lern- und Konzentrationsaufwand zumindest teilweise kompensieren können. Insbesondere in der 3. Klasse ist mit Einführung schriftlicher Rechenverfahren sogar oft ein Leistungsanstieg im Vergleich zu den ersten beiden Schuljahren zu verzeichnen. Später jedoch, wenn die Anforderungen im Mathematikunterricht steigen, reicht dies nicht mehr aus, und die Leistungen fallen rapide ab. Es besteht die Gefahr, dass Ihr Kind in einen Teufelskreis aus Schulversagen, negativem Selbstbild („Ich bin dumm!“) und Leistungsverweigerung gerät. Dies hat Auswirkungen auf die gesamten schulischen Leistungen und damit auf die weitere Bildungslaufbahn.

Gezielte Förderung ist nötig.
Der Weg aus der Sackgasse führt über eine individuelle und genaue Diagnose der Rechenstrategien und des Lernstandes Ihres Kindes, um einen individuellen Förderplan zu erstellen. In einer Einzelförderung wird dann soweit wie nötig zurückgegangen und das Gebäude der Zahlen mit dem richigen Verständnis neu aufgebaut, um schnellstmöglich Anschluss an den aktuellen Schulstoff zu finden.

Hinweise zu weitergehenden Informationen zum Thema Rechenschwäche finden Sie in der Literaturliste.

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